Grau ist es heute. Ein grauer (un)gemütlicher Novembertag. Gerade in den
Wochen vor Weihnachten wird es mir immer besonders deutlich. Es stehen
in meinem Kalender ( meiner ist noch ganz traditionell aus Papier, ganz
so, wie man sich früher Dinge vormerken musste) zahlreiche Termine.
Abgesehen von denen, die sowieso immer drin stehen, wie…die Kinder zum
Klavier oder Sport fahren, anstehende Geburtstage oder To-do Listen,
kommen jetzt noch Adventsbastelnachmittage der Schulen, Weihnachtsfeiern
etc. dazu.
Lücken für einen spontanen Kaffee mit der Nachbarin, Menschen, mit denen
man Tür an Tür lebt und trotzdem am wenigsten sieht, sind kaum zu
finden. Warum eigentlich?
Es sollte eigentlich die Jahreszeit der Entschleunigung und
Besinnlichkeit sein. Erinnert ihr euch? Vom Öffnen des ersten
Adventskalendertürchens bis zum Heiligabend verging als Kind immer eine
Ewigkeit. Man wird quasi gezwungen, aus seinem Alltag auszubrechen.
Dinge, die wir früher regelmäßig getan haben, kommen heute viel zu kurz.
Zeit mit Lieblingsmenschen, Kaffeetrinken mit der Nachbarin, ein
Theaterbesuch, ein gutes Buch lesen, einen handgeschriebenen Brief
absenden, jemanden anrufen oder sich bewusst mit jemandem verabreden.
Und je älter man wird, desto deutlicher wird es, das es auf die Zeit
miteinander ankommt. Zeit denen zu schenken, die wir lieben. Zeit für
ein nettes Wort oder eine Umarmung. Ich halte nichts von guten Vorsätzen
zum Neujahrsanfang, denn bereits am 2. Januar sind sie vergessen. Ich
fange gleich heute damit an. Ich konzentriere mich noch intensiver auf
kreative Dinge, werde meine Nachbarin auf einen Kaffe einladen (gleich
mit Datum und Uhrzeit, damit nicht wieder soviel Zeit vergeht), mit den
Kindern am Abend vor dem Kamin sitzen und mal wieder lesen, ganz ohne
die digitalen Medien.
Ich gucke in meinen Kalender nach Lücken- noch heute. Und sind keine zu erkennen, schaufle ich mir welche frei.
Die erste Lücke ist heute: Theaterbesuch mit Mann und Kindern. Ich freu mich!